5.Etappe von Olmütz nach Skoczow

Zu dieser Etappe gibt es gar nicht so viel zu erzählen. Außer vielleicht folgendes:

Krischan, der mit mir im Zimmer liegt, hat versprochen, weil wir ja mal früher losfahren wollen und außerdem eine größere Etappe vor uns haben, den Wecker läuten zu lassen und ihn nach eigenen Angaben auf 06:45 Uhr gestellt.

Dieser Wecker seines Handys weckt mich auch und vollkommen irritiert schaue ich zum Fenster. Es ist stockdunkel draußen. Im Halbschlaf denke ich nur: „das kann nicht sein, dass es schon 7 Uhr ist“. Derweil höre ich Krischan den Wecker abstellen. Leider

Für alle Fussballfans. Das wirklich schnuckelige Stadion von Sigma Olmütz mit integriertem Hotel:

Für alle Fussballfans. Das wirklich schnuckelige Stadion von Sigma Olmütz mit integriertem Hotel:

wiederholt sich dieses Schau- bzw. Hörspiel in den kommenden zwei bis drei Stunden bestimmt noch fünf bis sechsmal. Ich wache vor Christian auf, der dann irgendwann das Ungetüm wieder für eine Weile abstellt. Dies ist kein Garant für erholsamen Schlaf.

Später erzählt Krischan, dass er um fünf Uhr morgens, als es dann draußen auch schon hell war, aufgestanden ist, das Schmierfett zwischen die Beine aufgetragen und sich angezogen hat, und damit zum Aufbruch bereit war, als Oldo, der auf dem Weg zur Toilette war, ihm gesteckt hat, dass es erst 5 Uhr morgens sei.

Ich nehme an, dass dies Auswirkungen der großen Hitze ist, die wir zu ertragen hatten in den vergangenen vier Tagen. Aber damit ist heute Schluss. Schlotternd stehen wir vor dem Hotel Garni und verstehen gar nicht, dass wir uns je kühleres Wetter gewünscht haben. Wir sind gespannt, wie unsere Muskeln diesen Temperatursturz von mehr als 20 Grad verkraften.

eine echte Fahrradstraße:

eine echte Fahrradstraße:

Aber heute haben wir Rückenwind und es geht im Eiltempo aus Olmütz. Wir fahren die Schnellstraße   und auch als diese zweispurig wird, bleiben wir drauf. Vereinzelt hupt der eine oder andere LKW-Fahrer, aber insgesamt sind wir sehr stolz auf die tschechischen Autofahrer. Sie tolerieren uns sehr, fahren auch  länger und geduldig hinter uns her, wenn sich auf engeren Pfaden nicht sofort eine Überholmöglichkeit ergibt.

Und endlich, endlich fängt es an zu regnen. Wir legen noch zusätzlich Kleidung in einem Bushäuschen  an und fressen richtig Kilometer. Die Anstiege sind heute zwar langgezogen, aber nicht sehr steil. Mit Rückenwind erklimmen wir die Berge mit fast 20 kmh. Runter geht es dann auch länger in flotter Fahrt. Das macht richtig Freude.

Als wir durch Hranice fahren geht Oldo ganz schnell neue Schuhe kaufen. Seine alten konnten vorne die Kappen öffnen und Unsinn reden. Dann geht’s auch gleich weiter bei

Fahrradstraße mit Überholverbot

Fahrradstraße mit Überholverbot

bewölktem Himmel. Es regnet mittlerweile nicht mehr und wir haben schon 80 Kilometer geschafft, als wir in Pribor ein Lokal suchen. Der Hautplatz erinnert mich sehr stark an die Atmosphäre der Filme von Don Camillo und Peppone in deren Heimatdorf Brescello. Alte verwitterte, in diesem Falle nicht runderneuerte Fassaden, von denen der Putz blättert, vermitteln einen stark postsozialistischen Eindruck.

Direkt im Zentrum dieses verschlafenen Nestes finden wir eine Wirtschaft. Da es schon wieder recht warm und schwül geworden ist, holen wir Tisch und Stühle aus dem Eingangsbereich und machen es uns auf einem mit Kunstrasen ausgelegten Podest, ausgestattet mit einem großen Sonnenschirm in der Mitte, bequem. Eine freundlich und gut deutsch sprechende Bedienung versorgt uns mit köstlichen Getränken und gutem Essen. Bei mir sind es die von meinem Körper wieder stark geforderten Kohlenhydrate in Form von Spaghetti.

Die Sonne lugt bereits wieder hinter den Wolken hervor und die Temperaturen steigen.

Die Bierwerbung passt wie angegossen zur Kirchturmspitze.

Die Bierwerbung passt wie angegossen zur Kirchturmspitze.

Aber es bleibt den ganzen Tag über sehr angenehm zu fahren. Christian hat auf der Reise mal die Federung seines Sattels gewechselt und ich kann mich nicht mehr erinnern, wer und warum wir das Thema Sattel heute angeschnitten haben. Aber ich erzähle Krisch von meinen Schmerzen in den Gesäßknochen und er doziert, dass er es für notwendig hält, einen Sattel nach einem, spätestens aber nach zwei Jahren durch einen Neuen zu ersetzen. Da erinnere ich mich, dass mein Sattel schon fünf Jahre mein Velo ziert und dass dies womöglich der Grund sein könnte, dass ich das Gefühl habe, auf Nägeln zu sitzen, die sich bei jeder Straßenunebenheit tief in meine Pomuskulatur bohren. Und wie gerufen, entdecke ich in der tschechischen Grenzstadt Ceski Tesin quasi im Vorbeifahren einen Outdoorladen.

Punkt 17:30 Uhr will ich eintreten, aber die Türe ist seit 17:30 Uhr geschlossen. Wir

Der Weg nach Krakau. Wir erhalten Hilfe von einem deutsch sprechenden und sehr freundlichen Passanten.

Der Weg nach Krakau. Wir erhalten Hilfe von einem deutsch sprechenden und sehr freundlichen Passanten.

klopfen an und der Inhaber ist noch da und sperrt uns noch mal auf. Er ist total freundlich und ich erstehe einen neuen Sattel, der auch stolze 54,- € kostet. Der Sattel verhält sehr freundlich zu mir und schmiegt sich spontan und sehr angenehm um meine unteren Gefilde.

Gegen Abend nähern wir uns bei tollem Sommerwetter der Stadt Skoczow und einigen uns darauf, hier zu übernachten. Die Strecke wird noch einmal sehr bergig und verlangt uns viel ab.

Am Ende steht eine lange und steile Abfahrt nach Skoczow. Wir begeben uns direkt auf Zimmersuche. Nach einigen Minuten landen wir vor einem kleinen Hotel. Ein Mann mittleren Alters steht vor dem Eingang, telefonierend und Zigarette rauchend. Er bedeutet uns mittels einer kleinen Handbewegung

Nach schneller Fahrt im Regen sind wir hungrig in Tribor

Nach schneller Fahrt im Regen sind wir hungrig in Tribor

an, dass er gleich für uns da sei. Ihm gehört wohl das Geschäft. Er nennt uns den Preis für das 3-Bett Zimmer, nämlich 13,- € pro Mitglied unserer Radreisegruppe für Männer mittleren Alters für Übernachtung und Frühstück. In einer kleinen Unterhaltung teilt er uns mit, dass es von hier 140 Kilometer nach Krakau wären, natürlich durch die Berge.

Wie immer packen wir aus und duschen, suchen uns ein Lokal in der Nähe am Hauptplatz von Skoczow. Dort gibt es gutes Bier und sehr gutes Essen. Wir schlagen uns die ausgehungerten Bäuche voll und

Kunst in Tribor

Kunst in Tribor

begeben uns relativ früh ins Bett, vor allem auch, weil es sehr ungemütlich kalt geworden ist in diesem Restaurantgarten.

Es sind zwischenzeitlich allerdings noch einige wichtige Entscheidungen über den weiteren Reiseverlauf gefallen. Das Ziel Breslau ist nicht zu schaffen, vor allem auch deshalb, weil es keine guten Zugverbindungen nach Böhmen von dort aus gibt. Deshalb entscheiden wir uns, Krakau als Endziel unserer Reise zu deklarieren. Wir wollen dort einen wohlverdienten Pausentag einlegen und unsere müden Muskeln erholen. Dann soll es am Freitagvormittag mit dem Zug nach Pardubice in Böhmen weitergehen. Von Pardubice aus fahren wir wieder auf unseren Fahrrädern zurück zu unserem Startort Velhartice. Da sind noch mal auf 255 Kilometern große Anstiege und ein Höhenunterschied von ca. 400 Metern zu bewältigen.

 

Überreste von einem sportlichen Fallschirmspringer.

Überreste von einem sportlichen Fallschirmspringer.

Ehe ich jedoch in die Falle komme, erhalte ich endlich einen Internetanschluss und während

Oh je - es scheint sich um einen Tandemsprung gehandelt zu haben, oder sogar um eine ganze Springergruppe.

Oh je – es scheint sich um einen Tandemsprung gehandelt zu haben, oder sogar um eine ganze Springergruppe.

Krischan und Oldo bereits im Reich der Träume sind, arbeite ich noch an meinen Artikeln für diesen Blog. Muss dabei aber feststellen, dass dieses System mit dem Tablet Schwierigkeiten macht beim Hochladen der

eine nette tschechische Familie auf dem Weg in den Urlaub nach Polen unweit der Grenze.

eine nette tschechische Familie auf dem Weg in den Urlaub nach Polen unweit der Grenze.

Bilder. Bin gespannt, ob ich das während unserer Reise noch in den Griff bekomme. Um 01:00 Uhr nachts schlafe auch ich.

Malerisches Skoczow

Malerisches Skoczow

Die Statistik:        reine Fahrzeit:     07:12:21 Stunden

                               Strecke:                  138,51 km

                               Höhenmeter:        1296

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6.Etappe von Skoczow nach Krakau

Am Morgen bekommen nach einem tollen Frühstück für uns auch unsere Räder frische Schmiere an die Gelenke, in der Hoffnung, dass die Schaltungen wieder geschmeidiger

Ketten und Schaltwerke verlangen gierig nach Schmiere. Es kracht und knackt beim Schalten.

Ketten und Schaltwerke verlangen gierig nach Schmiere. Es kracht und knackt beim Schalten.

arbeiten. Ein Passant nannte uns 280 Kilometer auf die Frage, wie weit es von Skoczow nach Krakov sei. Ich bin mir nicht sicher, ob die Polen ihr Land gut kennen, oder ob sie einfach kein Gefühl für Entfernungen   haben, oder aber einfach hauptsächlich gerne zu Hause bleiben.

Denn ein Entfernungsangabenunterschied von exakt 100 % bei zwei befragten Personen, wohlgemerkt an derselben Stelle, lässt eigentlich keinen anderen Schluss zu.

Aber wir lassen uns nicht verunsichern, machen unsere Wassertanks voll und starten gegen 08:25 Uhr bei strahlendem Sonnenschein in Richtung Krakau. Das ist das richtige Radlwetter. Sonne aber nicht zu heiß und das soll den ganzen Tag anhalten.

Landschaft in Südpolen

Landschaft in Südpolen

Und wir stellen fest, dass Polen landschaftlich genauso schön ist wie Tschechien. Wir durchqueren wunderschöne Gebiete und stimmen bei jeder Pause begeistert überein, wie toll die Landschaften hier sind, begeistert darüber, das alles durchradeln und mit eigenen Augen betrachten zu dürfen.

So schön es auch ist, an Bergen mangelt es auch hier nicht, und die Höhenmesser unserer Tachos zeigen die deutlichen Anstiege. Wir fahren durch die riesige Stadt Bielsko Biala. Auffällig sind am Straßenrand viele Firmen, die in langen Linien aufgereiht, Autoteile aller Coleur feilbieten. Oldo meint nur lapidar, dass die meisten aus dem europäischen Ausland akquiriert werden.

Der fröhliche Gesell am Morgen Skoczow, gezeichnet von Hitzebläschen die hinter Zahncreme zu verbergen sucht.

Der fröhliche Gesell am Morgen Skoczow, gezeichnet von Hitzebläschen die hinter Zahncreme zu verbergen sucht.

 

Die Straße durch die Stadt zieht sich sehr lange hin. Der Verkehr ist groß und viele Lastwagen drücken sich an uns vorbei. Wir müssen aufpassen um nicht auf eine der bis zu 20 Zentimeter hohen Verwerfung gedrängt, und an den Rand eines Sturzes gebracht zu werden.

Aber irgendwann haben wir die Stadt hinter uns und durchkreuzen bei schon wieder sehr heißen Temperaturen die Landschaften Polens. Aber der Regen von gestern hat die Luft gereinigt und den Asphalt gekühlt. Die Belastungen fallen also wesentlich geringer aus, wir atmen keinen heißen Sauerstoff in unsere Lungen. Die Berge und Anstiege machen uns kaum etwas aus. Wir gehen davon aus, dass das heute die längste Etappe bis Krakau werden wird.

Die spinnen die Polen. Nach extremem Anstieg locken sie die Radfahrer mit Werbung in die nächste Kneipe. Wir widerstehen aber.

Die spinnen die Polen. Nach extremem Anstieg locken sie die Radfahrer mit Werbung in die nächste Kneipe. Wir widerstehen aber.

Die Straßen in Polen (wie in Tschechien übrigens auch), sind zu 10% sehr gut, zu 25 % ganz passabel und zu 65% miserabel. Und auf einer der letztgenannten befinden wir uns gerade. Schmal, voller Schlaglöcher und Verwerfungen, irrem Verkehr und mitten durch die Berge führend,  halten wir etwas entnervt an. Ein älterer Mountainbiker hangelt sich gerade aus der Gegenrichtung an uns heran, sein Rad  auf einer unregelmäßigen Aneinanderreihung von Betonplatten, genannt Radweg, balancierend.

Wir wollen in fragen, ob es eine leichtere und ruhigere Route durch eine Tiefebene gibt. Es stellt sich heraus, dass er ein Italiener ist, der seit drei Jahren in Polen lebt. Er hat

Ich hatte schon länger vermutet, dass wir uns hier auf einer Straße befinden.

Ich hatte schon länger vermutet, dass wir uns hier auf einer Straße befinden.

unheimliche große Lust, sich zu unterhalten, verfehlt aber das Thema gewaltig. Er hätte keine Ahnung, wie die Strecke weiter verlaufen würde. Er fahre immer nur hier in der Gegend herum. Aber er wäre zur Rente nach Polen gegangen, weil er überhaupt kein Verständnis für die Politik Italiens während der vergangenen 10 Jahre aufbringen kann. Mit einem Satz: er hasst Silvio Berlusconi. Und er redet und redet und auch noch so schnell, dass meine spärlichen Italienischkenntnisse kaum ausreichen, den Sinn zu erfassen. Die beiden anderen werden schon ein wenig ungeduldig, wollen weiter.

Wir nehmen eine Abzweigung in Richtung Norden, wo wir flacheres und ruhigeres Land vermuten, und kommen weg von der großen Straße. Zwar verfahren wir uns erst ein bisschen, aber schließlich gelangen wir durch kleine Dörfer, in denen sich teilweise auch der Reichtum Polens widerspiegelt. Schmucke Landhausvillen mit großen Grundstücken zwischen alten und teilweise verfallenen Steinhäusern.

Dieser junge Kellner ist sehr nett und zuvorkommend. In seinem schattigen Biergarten 40 Kilometer vor Krakau lassen wir es uns schmecken.

Dieser junge Kellner ist sehr nett und zuvorkommend. In seinem schattigen Biergarten 40 Kilometer vor Krakau lassen wir es uns schmecken.

Es ist mittlerweile Nachmittag geworden und unsere Kilometerleistung kann sich sehen lassen. Es keimt Hunger auf und nach einem steilen Anstieg taucht linker Hand ein großes Holzhaus mit angrenzendem Biergarten auf, der von vielen Bäumen und etwas von der Straße abgewandt, Schatten und Ruhe verspricht. Wir lenken die Räder links über die Straße und lehnen sie an die Bäume, um uns direkt daneben auf eine Holzbank mit Tisch niederzulassen.

Ein junger Mann kommt sofort und bringt uns drei in den Farben grün, rot und blau gehaltene Kartonkarten. Oldo übersetzt, soweit er alles selbst versteht, für uns. Wir bestellen Rote Beete Suppe, Salat und für mich gibt es eine Forelle in Knoblauchkräuter eingelegt. Dazu mehrere Flaschen Coke auf Eis

Wir machen Rast in Wadowice und lassen uns den unteren Teil der Beine massieren.

Wir machen Rast in Wadowice und lassen uns den unteren Teil der Beine massieren.

und für mich auch noch die  übliche Tasse Grünen Tee. Der junge Mann ist sehr, sehr freundlich und überaus bemüht unseren Aufenthalt so genussreich wie möglich zu gestalten.

Es ist auf der ganzen Welt das Gleiche -  die Jungs rennen den Mädchen hinterher. In Polen sogar vor christlichem Hintergrund.

Es ist auf der ganzen Welt das Gleiche – die Jungs rennen den Mädchen hinterher. In Polen sogar vor christlichem Hintergrund.

Gestärkt schieben wir die Velos wieder auf die Landstraße. Zwei Drittel der Strecke nach Krakau müssten wir schon geschafft haben. Das macht uns Mut für die letzte Etappe.

Wir erklimmen letzte Hügel und fahren gegen 17:30 Uhr in Krakau ein. Die Stadt verblüfft zu allererst durch eine neue Gestaltung der Plattenbausiedlungen. Auch in dieser Stadt hat man die Häuser durch Farben schöner gemacht und die Bewohner durch kilometerlange Lärmschutzwände vor den Errungenschaften der Zivilisation abgeschotet.

Daneben verläuft ein großzügiger Radweg in Richtung Innenstadt. Der Verkehr nimmt zu und wir hangeln uns weiter zum Zentrum. Wir fahren inmitten in mehreren Reihen stehenden Autoschlangen vor zu jeder nächsten Ampel und sind bald am Ziel unserer Wünsche.

Plötzlich taucht ein seltsames Bild auf: die vor mir strampelnden Helden Oldo und

Ziel der Träume - eine riesige Wasserblase, die sich aber als Fatamorgana entpuppt.

Ziel der Träume – eine riesige Wasserblase, die sich aber als Fatamorgana entpuppt.

Christian bewegen sich auf eine riesige Blase zu. Es ist wohl die verdiente Belohnung nach der tagelangen Mühsal: ein großer mit Wasser gefüllter Ballon, in den wir direkt hinfahren und ihn damit zu Platzen bringen. Er bedankt sich für die Erleichterung, indem er uns in ein Bad von kühlem Wasser taucht, dass uns erfrischt und tränkt.

Leider leide ich bereits an dem Wüstenphänomen einer Fatamorgana, wie sich nur wenige Minuten später herausstellt. Aber ich fange nicht an zu phantasieren, sondern nehme alle Kraft zusammen und folge den beiden in die Altstadt. Als ich vor lauter Glück ein wenig entspanne und über die Freude, das Ziel unserer diesjährigen Radreise erreicht zu haben, fröhlich zu singen beginne, wohl

Krakau mit Blick auf die Altstadt.

Krakau mit Blick auf die Altstadt.

auch an Konzentration verliere,  kollidiere ich plötzlich mit einem sehr schnell mir entgegenkommenden Radfahrer auf der Uferpromenade. Zum Glück läuft der Unfall glimpflich ab, aber Oldo, der neben mir fährt, ist schon erschrocken in dem Moment.

Schließlich erreichen wir das Zentrum und sind überrascht von dem intensiven Gewusel an Nationalitäten und Sprachen, die wir dort vorfinden. Wir ruhen uns an einer

Blick auf das neue Krakau.

Blick auf das neue Krakau.

Bronzesäule aus, während Oldo an der Touristeninfo versucht, eine Unterkunft zu finden. Wir haben schon im Vorfeld beschlossen, ein Zimmer für zwei Nächte in einem der günstigen ETAP-Hotels zu finden. Wir wollen morgen einen Pausentag einlegen, nachdem wir das Hauptziel erreicht haben.

Und wirklich – eine halbe Stunde später checken wir ein. Die Fahrräder nehmen wir im Lift in den dritten Stock auf unsere Zimmer. Ich komme dieses Mal in den Genuss eines Einzelzimmers, zahle aber dafür fast doppelt so viel wie jeder der beiden

Boatpeople auf dem Weg in den Westen

Boatpeople auf dem Weg in den Westen

anderen. Es ist heiß und schwül. Nach einer Dusche und dem Wechsel der Klamotten treffen wir uns am Lift und erkunden die Stadt zu Fuß nach einem netten Lokal, in dem wir unseren Hunger stillen können.

Nach einigem Suchen finden wir eine leckere Pizzeria, in dem uns ein polnisches Weißbier kredenzt wird, das so gut schmeckt, so dass wir uns fast wie in Bayern angekommen fühlen. Dazu

Krakov - Stadt der Liebe.

Krakov – Stadt der Liebe.

schmeckt das italienische Essen vorzüglich. Gute Gespräche über den Verlauf der Tour und den Ausblick für die kommenden Tag, viel Humor und geäußerte witzige Gedanken runden den Tag ab, bevor wir an diesem Abend ausnahmsweise sehr spät und ausgesprochen müde in die Falle sinken.

 

Für die Statistik:              reine Fahrzeit: 06:39:40 Stunden

Strecke:               126,42

Höhenmeter:    1128

Austausch und Planung der weiteren Tour in einer netten Pizzeria in Krakau.

Austausch und Planung der weiteren Tour in einer netten Pizzeria in Krakau.

Krakau - endlich am Ziel unserer Träume.

Krakau – endlich am Ziel unserer Träume.

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7. Etappe Pausentag in Krakau

Ich habe im Etap-Hotel das teure Einzelzimmer abbekommen. Ich wollte das auch, in der Annahme, dass ich meine müden Knochen durch Ruhe und ausreichend Schlaf kurieren kann. Aber die Nachtruhe, die erst nach einem ausführlichen Gespräch mit Oldo bei dem einen oder anderen polnischen Pils sehr spät beginnt, findet ihr Ende schon am frühen Morgen. Es ist warm im Zimmer und da das Fenster offen ist, höre ich auch Straßenlärm. Total gerädert begebe ich mich ins Bad und hoffe durch kaltes Wasser im Gesicht gleich unglaublich frisch zu werden.

Als es an der Zimmertüre klopft, mache ich trotzdem mit abgekämpfter Miene auf. Oldo steht vor meinem Zimmer und informiert mich, dass Christian und er jetzt auf Stadterkundung gehen würden. Zudem hätten sie vor, bereits frühzeitig ein Zugticket für die Rückreise nach Tschechien in die Nähe von Prag zu organisieren. Oldo meint, dass es ein wenig kompliziert werden könnte. Ich bin da ganz beruhigt, haben Krischan und ich auf unserer letztjährigen Reise doch durchweg positive Erfahrungen mit der polnischen Bahn gemacht, sowohl was die Preise als auch die Mitnahme von Fahrrädern im Zug betrifft.

Ich schicke die beiden ohne mich los. Ich will ein bisschen Ruhe und später an meinem Blog schreiben. So lege ich mich wieder ins Bett und versuche vergeblich einzuschlafen. Später fahre ich mein Tablet hoch und verarbeite Erlebnisse auf unserer Reise. Danach gehe ich über die Straße in einen kleinen Laden, um mir Getränke und ein bisschen was zum Knabbern zu holen. Dann mache ich mir es wieder auf dem Bett bequem, lade Fotos hoch und schaue Fernsehen. Es gibt auch ein paar deutsche Kanäle. So vergeht der Nachmittag.

Später melden sich Oldo und  Christian telefonisch bei mir. Wir verabreden uns um 17:00 Uhr, um gemeinsam den Abend in der Stadt zu verbringen. Für mich wird es auch langsam Zeit, Krakau mehr kennen zu lernen. Aber schon der erste Eindruck beim Ankommen bestärkte mich in meinem Gefühl, dass ich mich in kleinen überschaubaren Städten grundsätzlich wohler fühle.

In Krakau gibt es viel Verkehr, unendlich viele Touristen, die die schönen Plätze bevölkern und es ist heiß hier. Na klar, kein Wunder. Hitze ist Programm auf diesem Trip.

Wir treffen uns am Hotellift. Die beiden erzählen, dass es wirklich beinahe nicht geklappt hätte mit dem Zugticket für unsere Weiterreise. Die zuständige Dame am Schalter des Krakauer Hauptbahnhofes hat wohl vergessen, dass die Zeiten des Kalten Krieges und der sozialistischen Planwirtschaft schon vorüber sind. Sie hatte  den Angaben meiner Freunde zufolge kaum Interesse daran, dass wir das Land wieder verlassen dürfen. Schließlich hat es aber doch funktioniert. Für 75,- € pro Mann, Nase und Fahrrad reisen wir morgen um 08:15 Uhr zuerst nach Westen nach Kattowice, dann zurück nach Ostrava in Richtung Prag nach Parduvice.

Auf der Suche nach dem Bahnhof und der Erkundung Krakaus am Nachmittag sind meine Freunde auf das jüdische Viertel der Stadt aufmerksam geworden. Wir entschließen uns, uns dorthin zu orientieren und gelangen, angelockt von Klezmer Musik, sehr schnell in die richtige Richtung.

Ein kleiner Platz öffnet sich vor uns, nachdem wir in eine Seitengasse abgebogen sind. Es erfasst mich wirklich ein ganz besonderes Gefühl, das die Atmosphäre der Gebäude in Verbindung mit der jüdischen Musik auslöst. Der Film „Schindlers Liste“ kommt mir in den Sinn. Schindler, der hier in Krakau gewirkt und viele jüdische Mitbürger vor den Nazischergen gerettet hat.

Auf der rechten Seite dieses Platzes reiht sich ein Lokal an das andere. Junge Mädchen und hin und wieder ein Mann stehen am Rand der Tische und Stühle und versuchen, Passanten in ihr Restaurant zu locken.

Wir sind hungrig und nach einigem Zögern setzen wir uns in das letzte oder vorletzte Lokal der Reihe in dieser Straße. Ganz junge Bedienungen sind gleich für uns da und wir sind gespannt auf Geschmack von Speis und Trank. Die Entscheidung für das Bier ist gleich gefallen, nachdem wir der Speisekarte entnehmen, dass es das Weißbier ist, das wir gestern in dem italienischen Lokal auch bekommen haben und das uns sehr geschmeckt hat. Es stellt sich heraus, dass auch das Essen hervorragend mundet, wenngleich die Preise die am deutlich teuersten sind, die wir auf unserer Reise bisher bezahlen.

Heute, an unserem Pausentag und nach dem köstlichen Abendessen, lerne ich im Zuge unserer Tischgespräche den alten russischen Philosophen Mendjeljew kennen. Er entwickelte das Periodensystem. Am Ende stellte er fest, dass zwei Kästchen frei blieben und dass eines davon dem Alkohol, das andere dagegen der Milchsäure zugeordnet wird. Er erforschte weiterhin, dass ein erhöhter Milchsäurewert durch einen erhöhten Alkoholkonsum ausgeglichen werden kann. Auf einer gemeinsamen Radtour von Moskau nach seiner Heimatstadt St. Petersburg auf Holzhochrädern mit seinem Freund Mitschurin, der für Mittelrussland 300 neue Züchtungen von Obstbäumen (vor allem Apfelsorten hatten es ihm angetan) erschuf, brach der geniale Chemiker und Philosoph quasi auf der Ziellinie an einer Milchsäurevergiftung zusammen und verstarb. Wahrscheinlich, so ist laut seiner ureigenen Lehre anzunehmen, hat er zu wenig Alkohol zu sich genommen.

Heute ist der 1834 geborene Medjeljew für viele Tschechen prägendes Vorbild und Philosoph.

Natürlich führen wir  nicht nur philosophische und medizinische Unterhaltungen, sondern lachen viel, lassen den Tag und die Reise bis dahin, Revue passieren.

So wird es spät. Lange nach Einbruch der Dunkelheit begeben wir uns gutgelaunt und zu Fuß durch das nächtlich beleuchtete Krakau zurück in unser Hotel.

Wir müssen morgen früh raus, denn unser Zug startet schon um Viertel nach acht vom Hauptbahnhof in Krakau. Nur gut, dass Oldo und Krischan schon wissen, wie wir dorthin kommen. Da haben wir noch ein wenig  mehr Zeit um das üppige Etap-Hotel-Frühstück zu genießen. Wir verabreden uns um 07:15 Uhr im Frühstücksraum.  Um kurz vor acht wollen wir dann zum Bahnhof losradeln. Ziemlich müde begebe ich mich in die Falle in der Hoffnung auf besseren Schlaf als in der vergangenen Nacht.

 

Statistik:              Pausentag

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8.Etappe von Krakau an den Fluss Slazava in Kuthná Hora

Ich kann es selbst nicht fassen, aber auch in dieser Nacht habe ich kaum ein Auge zu getan. Mehr als drei, vier Stunden waren nicht drin. Es ist zum Mäuse melken. Ich kenne meinen Körper und weiß, dass ich bei Schlafmangel einfach abbaue und den Spass am Leben selbst an schönsten Tagen verliere, weil ich einfach nicht in die Gänge komme und einem miserablem Körpergefühl nicht entgehen kann. Mich ärgert das, weil ich dann eher unleidig und griesgrämig durchs Leben laufe, und auch kaum eine Bereicherung für meine Freunde bin. Einziger Trost heute: bis zum Nachmittag sitzen wir im Zug und mein Körper wird kaum gefordert.
Ich raffe mich auf und begebe mich zu Oldo und Krischan in den Frühstücksraum im Erdgeschoss unseres Hotels. Hier gibt es an einem riesigem Büffet aufgereiht alles, was das Fahrradreiseherz begehrt: Wurst, Käse, verschiedenen Brotsorten und Gebäck, frische Säfte, Kaffee und alle Teesorten, die man sich nur vorstellen kann.

Es ist kaum zu fassen: aber der Zug in Krakov hat auf seine Radler gewartet.

Es ist kaum zu fassen: aber der Zug in Krakov hat auf seine Radler gewartet.


Unser Zug geht von Krakaus aus um 08:15 Uhr vom Hauptbahnhof der Stadt in Richtung Parduvice. Wir halten uns daher nicht zu lange mit frühstücken und ratschen auf, stehen um 10 vor acht vollständig aufgepackt mit unseren Fahrrädern vor dem Hotel. Das ist auch gut so, denn was jetzt folgt, fängt ganz langsam an und weitet sich aus zu einer mittelschweren Stressodyssee. Ganz entspannt düse ich zunächst beruhigt hinter Christian her, der zielstrebig durch die Straßen Krakaus kurvt, ganz so, als würde er genau wissen, wo es lang geht zum Bahnhof. Schließlich waren meine beiden Freunde gestern zu Fuß bereits dort gewesen um die Reisetickets für heute zu organisieren.
Zumindest unsere Räder dürfen mal abhängen und die Speichen strecken.

Zumindest unsere Räder dürfen mal abhängen und die Speichen strecken.

Als aber auch um 5 Minuten nach 8 Uhr noch kein Gebäude in Sicht ist, das einem Bahnhof ähneln könnte, merke ich, dass Christian unruhig wird. Wir fragen mehrere Passanten und außer ihrer Unsicherheit, wo die Station sein könnte, bekomme ich lediglich ein Gefühl ihrer generellen Unwissenheit über den Standort des Bahnhofes.

Wir lassen wieder einiges hinter uns. Und doch steht unendlich viel vor uns. Das Leben ist manchmal anstrengend und ermüdend. Und doch unendlich (schön).

Wir lassen wieder einiges hinter uns. Und doch steht unendlich viel vor uns. Das Leben ist manchmal anstrengend und ermüdend. Und doch unendlich (schön).

Nervosität greift um sich, Christian und Oldo versuchen fieberhaft, abzugleichen, wo sie sicher sind, gestern schon gewesen zu sein. Wir hanteln uns weiter. Es ist 10 nach acht. Wir haben noch exakt fünf Minuten. Wenn der Zug ohne uns fährt, haben wir heute keine Möglichkeit mehr in die Nähe von Prag zu kommen und die letzten ca. 260 Kilometer an den beiden letzten Reisetagen mit dem Fahrrad zu bewältigen.
Ich schaue mich um. Nein. Kein Platz lässt auf einen Bahnhofsvorplatz schließen, kein Gebäude auf den ersehnten Abreiseort selbst.
Die Sonne scheint heute Morgen schon sehr warm in unsere Gesichter. Das heißt, wir bewegen uns in Richtung Osten, was Christians Meinung auch richtig ist. Und da, nach der nächsten Biegung: ein Gebäude mit einer riesigen Uhr unter dem Giebel grinst uns verschmitzt in die Augen. Wir juchzen auf und fahren in erhöhtem Tempo auf es zu. Wir tragen unsere Räder hinunter zur Gleisunterführung und wieder hinauf auf den Bahnsteig. Unser Zug steht schon bereit. Viel hätte nicht gefehlt und er wäre ohne uns weg gefahren.
Jeder hängt seinen Gedanken nach und versucht Entspannung und Ruhe zu finden. Wir reden wenig auf der Zugfahrt.

Jeder hängt seinen Gedanken nach und versucht Entspannung und Ruhe zu finden. Wir reden wenig auf der Zugfahrt.


Aber so schieben wir hastig unsere Reisevehikel ins Innere des Wagons mit dem aufgemalten Fahrrad, der zum Glück genau dort steht, wo wir die Treppen hoch gekommen sind. Erschöpft aber glücklich hängen wir die Felgen unserer Räder in die angebrachten Vorrichtungen im Fahrradwagon, nehmen unser Gepäck ab und begeben uns in unser Zugabteil, um zu verschnaufen nach der unvorhergesehenen Anspannung.
Zugegeben, es passt eigentlich nicht zur Jahreszeit, aber: wer erinnert sich noch an das Wunder von Katowice, das der deutschen Eishockeynationalmannschaft bei der Weltmeisterschaft in Polen 1976 widerfuhr?

Zugegeben, es passt eigentlich nicht zur Jahreszeit, aber: wer erinnert sich noch an das Wunder von Katowice, das der deutschen Eishockeynationalmannschaft bei der Weltmeisterschaft in Polen 1976 widerfuhr?


Ich bin sehr müde, will die Zeit nutzen, um zu schreiben. Ich setze mich in ein Abteil, nehme mein Tablet aus dem Rucksack und schließe es an die Steckdose an. Das war noch leicht, aber mein Kopf ist so müde und schwer vom Schlafmangel, dass mir kaum etwas einfällt. Trotzdem arbeite ich den ganzen Tag an meinen Blogs, lade die Fotos meiner Digitalkamera auf den Computer, beginne originelle Bilder mit Untertiteln zu versehen. Im Laufe des Tages gehen meine Freunde und ich die Reise noch mal durch. Ich mache mir Notizen dazu. Wir sprechen wieder über den wichtigen Philosophen Mendjelew, kauen seine Reise von Moskau nach St. Petersburg noch mal durch, und bedauern, dass er sein Wissen zu seinen Gunsten nicht rechtzeitig angewandt hat. Ich mache noch ein paar kleine Filmsequenzen mit meinen Freunden und so vergeht die Zeit bis zum Nachmittag dann doch.
Im Zentrum von Parduvice, wo wir kurz Rast machen

Im Zentrum von Parduvice, wo wir kurz Rast machen


Pünktlich um 15:38 Uhr erreichen wir Parduvice, eine kleinere Stadt, die Oldo aus diversen Geschäftsreisen schon kennt. Allerdings meint er, er sei noch nie in der Altstadt gewesen. Ob wir Lust hätten, vor unserer Weiterfahrt Selbige noch kurz zu besichtigen. Wir willigen ein, schwingen uns auf unsere Drahtesel und bewegen uns bei Bullenhitze in die Mitte der Stadt. Auch hier erwartet uns ein großes Rechteck im Zentrum, wunderbar bepinselte Häuserfassaden, ich glaube auch UNESCO-Weltkulturerbe. Nach wenigen Minuten verlassen wir Parduvice aber wieder. Oldo bereitet uns auf eine leichte Etappe vor, da wir uns eine ganze Zeitlang in der Elbebene bewegen würden. Ich bin sehr froh, dass es flach dahingeht.
Ehrlich erledigt und das schon am Nachmittag!

Ehrlich erledigt und das schon am Nachmittag!


Gegen Abend allerdings ändert sich das Landschaftsbild, nachdem wir an einer Kreuzung links in Richtung Kuthná Hora abbiegen. Am westlichen Horizont sind die Berge schon erkennbar und ich hoffe, dass diese Etappe schnell ihr Ende findet. Ja, sehr plötzlich geht es wieder bergauf. Als wir den scheinbar höchsten Punkt erreicht haben, erregt ein Hinweisschild meine Aufmerksamkeit: nach Kuthná Hora – unser Tagesziel, und selbstverständlich UNESCO-Weltkulturerbe – 10 Kilometer. Und links neben mir erstreckt sich eine Tiefebene. Dankbar nehme ich die Einladung an und lasse die Räder rollen.
Die Elbe - ein ruhiger langer Fluss, Schönheit der Natur in Tschechien.

Die Elbe – ein ruhiger langer Fluss, Schönheit der Natur in Tschechien.

Tschechiens schöne Natur, für uns aus Gründen von Erschöpfung leider nur noch schemenhaft zu erkennen.

Tschechiens schöne Natur, für uns aus Gründen von Erschöpfung leider nur noch schemenhaft zu erkennen.


Mindestens viertausend Meter geht es ausschließlich bergab.
Ich bin begeistert und genieße. Oldo ist hinter mir, Christian weit hinter mir. Ich bin den Berg runter, jetzt wird es nur 6 Kilometer durchs Flachland gehen, und wir sind am Ziel! Ich freue mich auf unser Hotel, auf den Abend, auf den Schlaf und träume von einem kühlen Bier, als ich plötzlich an einem Hinweisschild vorbeirolle. Ich traue meinen Augen und den tschechischen Landvermessern sowieso nicht mehr: nach Kuthná Hora 11 Kilometer!
Ich habe das Gefühl augenblicklich zusammenzubrechen. Vielleicht bringt mich dann ein Krankenwagen oder ein bestenfalls ein Taxi in die Stadt. Oder Christian packt mich in sein nun wieder am Gepäckträger provisorisch festgezurrtes Einkaufskörbchen und zuckelt mit mir in die Stadt.
Aber auch diese Herausforderung wird letztendlich gemeistert. Kuthná Hora kommt unweigerlich, durch unablässiges Treten in die Pedale verursacht. Ich halte zuerst an einem Biergartenlokal und bestelle mir am Tresen des düsteren Gastraums bei einem jungen vollbärtigen Wirt ein sozialistisches Kräuterkola. Dann kommt auch schon Oldo heran und weitere fünf Minuten später auch Christian. Alle stärken sich an der Tränke und dann geht es ins Stadtzentrum.
Tschechien - Romantik pur!!!

Tschechien – Romantik pur!!!


Kuthná Hora stellt sich als wirkliche Wucht heraus. Tolle Gebäude, eine riesige Altstadt. Wir finden auch gleich eine Herberge. Doch wir sind noch nicht entschlossen, tasten uns weiter ins Stadtinnere hinein und hinauf. Wir entdecken am höchsten Punkt eine Kirche die mich an Harry Potters Ausbildungszentrum für Zauberer erinnert. Und dann: ein kleines und verwinkeltes Hotel, ruhig gelegen. Die Wirtin freundlich. Die Jungs schauen sich das Zimmer an und kommen begeistert vom ersten Stock herunter. Ich vertraue ihnen, die Wirtin zeigt uns den Platz für unsere Räder. Ich durchquere das Restaurant und sehe einen tollen Biergarten im Rückteil des Gebäudes.
Die Kunst zu leben? Tschechien während der Hitzewelle i August 2014. Die Elbe als "Elborado" für die Aufgeheizten.

Die Kunst zu leben? Tschechien während der Hitzewelle i August 2014. Die Elbe als „Elborado“ für die Aufgeheizten.

Impressionen von der Elbebene 2

Impressionen von der Elbebene 2


Wir duschen uns schnell und finden uns im Restaurant ein. Es gibt hervorragendes Essen und Christian bekommt einen sehr guten, von ihm bevorzugten Weißwein.
Impressionen von der Elbebene 1.

Impressionen von der Elbebene 1.

Wir vereinbaren, am nächsten Morgen schon gegen acht Uhr zu starten.
Kuthná Hora, nur ein kleines Bild von vielen möglichen wundervollen Eindrücken dieser reizvollen Stadt.

Kuthná Hora, nur ein kleines Bild von vielen möglichen wundervollen Eindrücken dieser reizvollen Stadt.

Es gibt keinen besseren Werbeträger für tschechisches KOZEL-Bier als meinen Freund Oldo, der zeigt, wie viel Kraft auch nach Tagen höchster Anstrengung noch in ihm steckt.

Es gibt keinen besseren Werbeträger für tschechisches KOZEL-Bier als meinen Freund Oldo, der zeigt, wie viel Kraft auch nach Tagen höchster Anstrengung noch in ihm steckt.


Unser Ziel wird der Ort Pisek sein. Möglicherweise eine UNESCO-Weltkulturerbe-Stadt???? Es geht auf jeden Fall durch den Süden Tschechiens in Richtung Westen. Wir sind nur noch ca. 210 Kilometer von unserem Ausgangspunkt Velhartice und damit dem Ende unserer diesjährigen Reise entfernt.

Die Statistik: reine Fahrzeit: 03:03:22 h
Strecke: 54,48 km
Höhenmeter: 329 m

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8. Etappe von Krakau nach Kuthná Hora

Ich kann es selbst nicht fassen, aber auch in dieser Nacht habe ich kaum ein Auge zu getan. Mehr als drei, vier Stunden waren nicht drin. Es ist zum Mäusemelken. Ich kenne meinen Körper und weiß, dass ich bei Schlafmangel einfach abbaue und den Spass am Leben selbst an schönsten Tagen verliere, weil ich einfach nicht in die Gänge komme  und einem miserablem Körpergefühl nicht entgehen kann. Mich ärgert das, weil ich dann eher unleidig und griesgrämig durchs Leben laufe, und auch kaum eine Bereicherung für meine Freunde bin. Einziger Trost heute: bis zum Nachmittag sitzen wir im Zug und mein Körper wird kaum gefordert.

Ich raffe mich auf und begebe mich zu Oldo und Krischan in den Frühstücksraum im Erdgeschoss unseres Hotels. Hier gibt es an einem riesigem Büffet aufgereiht alles, was das Fahrradreiseherz begehrt: Wurst, Käse, verschiedenen Brotsorten und Gebäck, frische Säfte, Kaffee und alle Teesorten, die man sich nur vorstellen kann.

Wir halten uns aber nicht zu lange auf und stehen um 10 vor acht vollständig aufgepackt mit unseren Fahrrädern vor dem Hotel. Das ist auch gut so, denn was jetzt folgt, fängt ganz langsam an und weitet sich aus zu einer mittelschweren Stressodyssee. Ganz entspannt düse ich beruhigt hinter Christian her, der zielstrebig durch die Straßen Krakaus kurvt, ganz so, als würde er genau wissen, wo es lang geht zum Bahnhof. Schließlich waren meine beiden Freunde gestern zu Fuß bereits dort gewesen um die Reisetickets für heute zu organisieren.

Als aber auch um 5 Minuten nach 8 Uhr noch kein Gebäude in Sicht ist, das einem Bahnhof ähneln könnte, merke ich, dass Christian unruhig wird. Wir fragen mehrere Passanten und außer ihrer Unsicherheit, wo die Station sein könnte, bekomme ich lediglich ein Gefühl ihrer generellen Unwissenheit über den Standort des Bahnhofes.

Nervosität greift um sich, Christian und Oldo  versuchen fieberhaft, abzugleichen, wo sie sicher sind, gestern schon gewesen zu sein. Wir hanteln uns weiter. Es ist 10 nach acht. Wir haben  noch exakt fünf Minuten. Wenn der Zug ohne uns fährt, haben wir heute keine Möglichkeit mehr in die Nähe von Prag zu kommen und die letzten ca. 260 Kilometer an den beiden letzten Reisetagen mit dem Fahrrad zu bewältigen.

Ich schaue mich um. Nein. Kein Platz lässt auf einen Bahnhofsvorplatz schließen, kein Gebäude auf den ersehnten Abreiseort selbst.

Die Sonne scheint heute Morgen schon sehr warm in unsere Gesichter. Das heißt, wir bewegen uns in Richtung Osten, was Christians Meinung auch richtig ist. Und da, nach der nächsten Biegung: ein Gebäude mit einer riesigen Uhr unter dem Giebel grinst uns verschmitzt in die Augen. Wir juchzen auf und fahren in erhöhtem Tempo auf es zu. Wir tragen unsere Räder hinunter und wieder hinauf auf den Bahnsteig. Unser Zug steht schon bereit. Viel hätte nicht gefehlt und er wäre ohne uns weg gefahren.

Aber so schieben wir hastig unsere Reisevehikel ins Innere des Wagons mit dem aufgemalten Fahrrad, der zum Glück genau dort steht, wo wir die Treppen hoch gekommen sind. Erschöpft aber glücklich hängen wir die Felgen unserer Räder in die angebrachten Vorrichtungen im Fahrradwagon, nehmen unser Gepäck ab und begeben uns in unser Zugabteil, um zu verschnaufen nach der unvorhergesehenen Anspannung.

Ich bin  sehr müde, will die Zeit nutzen, um zu schreiben. Ich setze mich in ein Abteil, nehme mein Tablet aus dem Rucksack und schließe es an die Steckdose an. Das war noch leicht, aber mein Kopf ist so müde und schwer vom Schlafmangel, dass mir kaum etwas einfällt. Trotzdem arbeite ich den ganzen Tag an meinen Blogs, lade die Fotos meiner Digitalkamera auf den Computer, beginne originelle Bilder mit Untertiteln zu versehen. Im Laufe des Tages gehen meine Freunde und ich die Reise noch mal durch. Ich mache mir Notizen dazu. Wir sprechen wieder über den wichtigen Philosophen Mendjelew, kauen seine Reise von Moskau nach St. Petersburg noch mal durch, und bedauern, dass er sein Wissen zu seinen Gunsten nicht rechtzeitig angewandt hat. Ich mache noch ein paar kleine Filmsequenzen mit meinen Freunden und so vergeht die Zeit bis zum Nachmittag dann doch.

Pünktlich um 15:38 Uhr erreichen wir Parduvice, eine kleinere Stadt, die Oldo aus diversen Geschäftsreisen schon kennt. Allerdings meint er, er sei noch nie in der Altstadt gewesen. Ob wir Lust hätten, vor unserer Weiterfahrt Selbige noch kurz zu besichtigen. Wir willigen ein, schwingen uns auf unsere Drahtesel und bewegen uns bei Bullenhitze in die Mitte der Stadt. Auch hier erwartet uns ein großes Rechteck im Zentrum, wunderbar bepinselte Häuserfassaden, ich glaube auch UNESCO-Weltkulturerbe. Nach wenigen Minuten verlassen wir Parduvice aber wieder. Oldo bereitet uns auf eine leichte Etappe vor, da wir uns eine ganze Zeitlang in der Elbebene bewegen würden. Ich bin sehr froh, dass es flach dahingeht.

Gegen Abend allerdings ändert sich das Landschaftsbild, nachdem wir an einer Kreuzung links in Richtung Kuthná Hora abbiegen. Am westlichen Horizont sind die Berge schon erkennbar und ich hoffe, dass diese Etappe schnell ihr Ende findet. Ja, sehr plötzlich geht es wieder bergauf. Als wir den scheinbar höchsten Punkt erreicht haben, erregt ein Hinweisschild meine Aufmerksamkeit: nach Kuthná Hora – unser Tagesziel, und selbstverständlich UNESCO-Weltkulturerbe – 10 Kilometer. Und links neben mir erstreckt sich eine Tiefebene. Dankbar nehme ich die Einladung an und lasse die Räder rollen. Mindestens viertausend Meter geht es ausschließlich bergab.

Ich bin begeistert und genieße. Oldo ist hinter mir, Christian weit hinter mir. Ich bin den Berg runter, jetzt wird es nur 6 Kilometer durchs Flachland gehen, und wir sind am Ziel! Ich freue mich auf unser Hotel, auf den Abend, auf den Schlaf und träume von einem kühlen Bier, als ich plötzlich an einem Hinweisschild vorbeirolle. Ich traue meinen Augen und den tschechischen Landvermessern sowieso nicht mehr: nach Kuthná Hora 11 Kilometer!

Ich habe das Gefühl augenblicklich zusammenzubrechen. Vielleicht bringt mich dann ein Krankenwagen oder ein bestenfalls ein Taxi in die Stadt. Oder Christian packt mich in sein nun wieder am Gepäckträger provisorisch festgezurrtes Einkaufskörbchen und zuckelt mit mir in die Stadt.

Aber auch diese Herausforderung wird letztendlich gemeistert. Kuthná Hora kommt unweigerlich, durch unablässiges Treten in die Pedale verursacht. Ich halte zuerst an einem Biergartenlokal und bestelle mir am Tresen des düsteren Gastraums bei einem jungen vollbärtigen Wirt ein sozialistisches Kräuterkola. Dann kommt auch schon Oldo heran und weitere fünf Minuten später auch Christian. Alle stärken sich an der Tränke und dann geht es ins Stadtzentrum.

Kuthná Hora stellt sich als wirkliche Wucht heraus. Tolle Gebäude, eine riesige Altstadt. Wir finden auch gleich eine Herberge. Doch wir sind noch nicht entschlossen, tasten uns weiter ins Stadtinnere hinein und hinauf. Wir entdecken am höchsten Punkt eine Kirche die mich an Harry Potters Ausbildungszentrum für Zauberer erinnert. Und dann: ein kleines und verwinkeltes Hotel, ruhig gelegen. Die Wirtin freundlich. Die Jungs schauen sich das Zimmer an und kommen begeistert vom ersten Stock herunter. Ich vertraue ihnen, die Wirtin zeigt uns den Platz für unsere Räder. Ich durchquere das Restaurant und sehe einen tollen Biergarten im Rückteil des Gebäudes.

Wir duschen uns schnell und finden uns im Restaurant ein. Es gibt hervorragendes Essen und Christian bekommt einen sehr guten, von ihm bevorzugten Weißwein.

Wir vereinbaren, am nächsten Morgen schon gegen acht Uhr zu starten. Unser Ziel wird der Ort Pisek sein. Möglicherweise eine UNESCO-Weltkulturerbe-Stadt???? Es geht auf jeden Fall durch den Süden Tschechiens in Richtung Westen. Wir sind nur noch ca. 210 Kilometer von unserem Ausgangspunkt Velhartice und damit dem Ende unserer diesjährigen Reise entfernt.

 

Die Statistik:                      reine Fahrzeit:    03:03:22 h

Strecke:               54,48 km

Höhenmeter:     329 m

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9. Etappe von Kuthná Hora nach Pisek

Genauso süß wie das Hotel sich uns insgesamt präsentiert hat, habe ich auch geschlafen. Wir gehen nacheinander brav ins Bad, die Zähne werden

Ist unser Nachtlager nicht wunderschön? Lädt ja eigentlich nicht nur zum Schlafen ein.

Ist unser Nachtlager nicht wunderschön? Lädt ja eigentlich nicht nur zum Schlafen ein.

geschrubbt, ehe es hinunter auf unsere tolle Terrasse geht, auf der wir nicht nur den gestrigen Tag haben ausklingen lassen, sondern auf der wir nun ein üppiges Frühstück einnehmen wollen. Schließlich haben wir wieder einen langen Reisetag in Richtung Pisek, unserer vorletzten Etappe vor uns. Im schnuggeligen Innenraum des Hotels steht schon ein Tisch mit Müsli, Ei, Joghurt und vielen anderen Köstlichkeiten bereit. Außer uns kommt noch ein Mann mittleren Alters dazu, der sich ebenso wie wir auf die am Morgen schattige Terrasse setzt.
Nein, nicht Thailand oder Italien. Kuthná Hora in Tschechien bietet dieses Ambiente.

Nein, nicht Thailand oder Italien. Kuthná Hora in Tschechien bietet dieses Ambiente.


Ich fühle mich sehr wohl und könnte mir vorstellen, in dieser Herberge sogar für einen längeren Urlaub, zumindest aber für ein paar Tage abzusteigen. Aber es hilft ja nichts. Gegen 08:15 Uhr (wir haben die schmucke Uhr des Kirchturms vom Frühstückstisch aus fest im Blick), geht es zur Abstellgarage, wo unsere Fahrräder dicht aneinander gedrängt eine kuschelige Nacht zusammen verbringen konnten. Die Herrin des Hauses sperrt uns auf und wir schieben die Räder auf das gepflasterte Geläuf vor dem Hotel. Wir orientieren uns sofort nach Südwesten und kommen noch einmal an der imposanten Kirche des Ortes vorbei, die aussieht wie Burg Hogwart, die Zaubererschule aus Harry Potter. Danach weiter durch den Ort und am Ende wieder steil nach oben.
Fantasy pur - oder doch echt? Burg Hogwart mitten in Tschechien, leider trafen wir Harry nicht an. Er war grade in den Ferien.

Fantasy pur – oder doch echt? Burg Hogwart mitten in Tschechien, leider trafen wir Harry nicht an. Er war grade in den Ferien.

Schon wieder sind all unsere Kräfte gefragt, auch die Sonne fordert wieder alles von uns. Ich habe die Befürchtung, dass wir von einer Ausgangshöhe von heute 270 Meter noch insgesamt auf eine Höhe von 670 Meter im Laufe der kommenden zwei Tage steigen müssen. Mit vielen Anstiegen und Abfahrten dazwischen eine Distanz von über 2000 Höhenmetern.

Die Polizei hat hier ein eigenes Zentrum, quasi einen Wohnort. Es deutet hier auch nichts auf Kriminalität und Verbrechen hin. Alles friedlich.

Die Polizei hat hier ein eigenes Zentrum, quasi einen Wohnort. Es deutet hier auch nichts auf Kriminalität und Verbrechen hin. Alles friedlich.

Wundervolle Landschaften hier. Ein Traum, um Urlaub zu geniessen, wenn man gerne wandert oder Fahrrad fährt.

Wundervolle Landschaften hier. Ein Traum, um Urlaub zu geniessen, wenn man gerne wandert oder Fahrrad fährt.


Gegen Ende unserer Reisen haben Christian und ich schon meistens wieder begonnen, die nächste Fahrt im kommenden Jahr ins Visier zu nehmen. So auch dieses Mal. Oldo hat sich schon geäußert. Ihm hat es bis jetzt so gut gefallen, dass er – vorausgesetzt wir möchten ihn wieder dabei haben – auch 2014 wieder mitfahren möchte. Für uns ist das eine Freude, hat es doch in unserer Dreier-Runde bis heute enorm viel Spaß gemacht.
Ein echter Geheimtipp: TSCHECHIEN!!!!

Ein echter Geheimtipp: TSCHECHIEN!!!!

Lagebesprechung mit einem Ureinwohner. Dieses Jahr gestaltet sich dies denkbar einfach.

Lagebesprechung mit einem Ureinwohner. Dieses Jahr gestaltet sich dies denkbar einfach.


Vor vielen Jahren hat sich Christian mir gegenüber schon über seinen Traum geäußert: in dem Jahr, in dem er 50 Jahre alt wird – ja, in diesem Jahr möchte er mit dem Fahrrad von Dachau aus zum Nordkap nach Norwegen radeln. Eine Strecke von ca. 4000 Kilometer. Ich habe ihm immer gesagt, dass ich mir so lange für diese Tour nicht Zeit nehmen möchte.

Nun ist es allerdings im kommenden Jahr soweit: 2014 feiert Chris seinen 50-sten. Und er hat seine Vision mit den Jahren selbstverständlich nicht vergessen. So ergeben sich nun einige Planungsalternativen. Als Lehrer hat er die Möglichkeit, sechs Wochen Sommerferien zu nutzen um sein hochgestecktes Ziel zu erreichen. Wir könnten ihn z.B. 10 Tage durch Deutschland von Bayern bis zur Ostsee begleiten. Oder, quasi als Training für die Sommerreise: einen 7 bis 10 Tage Radreisetrip in den Pfingstferien. Ich würde gerne einmal einen weiteren Teil Deutschlands erkunden. Bayern zum Beispiel, oder die Rhein-Main-Gegend. Da gäbe es viele interessante Bereiche. Oder mal in Richtung Santiago di Compostella, den Jakobspilgerweg nach Spanien mit dem Rad bewältigen. Aber noch ist ja ein bisschen Zeit, um ein Gefühl für den richtigen Weg und das beste Ziel 2014 zu bekommen. Momentan kämpfen wir uns durch den heißen Sommer Tschechiens.

Wo  geht´s hin Jungs? Auf in den Kampf oder zum Liebe machen?

Wo geht´s hin Jungs? Auf in den Kampf oder zum Liebe machen?

Unser jederzeit fröhlicher Begleiter, eine Freude in ihm einen Freund zu haben!

Unser jederzeit fröhlicher Begleiter, eine Freude in ihm einen Freund zu haben!


Es war, soviel kann ich heute zu 2013 schon sagen, wohl der intensivste Trip in all den Jahren, was die körperlichen Belastungen betrifft. Die wirklich extreme Hitze und die enormen Steigungen haben uns bis heute alles abverlangt. Und auch auf unserer Etappe nach Pisek ist das nicht anders. Die Sonne brennt, die Steigungen belasten Muskeln und Sehnen.

Die Landschaften bezaubern uns trotz alledem einmal mehr. In Tschechien wird im Gegensatz zum deutschen bäuerlichen Wahnsinn kaum Mais angebaut. Goldgelbe Weizenfelder zieren den Wegesrand. Manchmal kommt uns ein schattiges Waldstück entgegen und lässt uns ein wenig abkühlen. Die tschechischen Dörfer sind von faszinierender Schönheit. Mal alt und geschichtsträchtig, mal neu mit herrlich bepinselten, bunten Häuserfassaden. Es herrscht wenig Verkehr auf den Straßen, so dass Fahrrad fahren einfach Freude bereitet. Das Auf und Ab hält an und kurz nach Mittag erreichen wir die schöne Stadt Tabor. Das vor lauter Salz vom Schwitzen geweißte ehemals rote Radshirt von Krischan verlangt nach einer Abkühlung in Form von Getränken. Wir treffen uns am Eingang der Stadt, die beiden müssen mal wieder ein, zwei Minuten auf mich warten. Wir entscheiden, ins Zentrum zu radeln, um ausgiebig zu essen und zu trinken.

Unsere Raststadt mittags bei sengender Sonne. Hier gibt´s Pizza und ein Nickerchen - für den einen oder anderen.

Unsere Raststadt mittags bei sengender Sonne. Hier gibt´s Pizza und ein Nickerchen – für den einen oder anderen.

Jedes Städtchen eine pittoreskes Schmuckstück, nicht wahr!?

Jedes Städtchen eine pittoreskes Schmuckstück, nicht wahr!?


Die Stadt ist eine Wucht in Dosen. Tolle restaurierte Gebäude, in der Mitte des Stadtplatzes ein Brunnen. Leider ist das Wasser von Vögeln dermaßen verunreinigt, dass mein erster Impuls, meinen Körper damit zu erfrischen, jäh gebremst wird.
Gegenüber vom Brunnen befindet sich eine im Schatten gelegene Pizzeria und wir steuern sie sofort an, schieben unsere Räder hinunter. Es gibt dort wirklich leckeres Essen. Für mich diesmal Pizza aus dem Holzofen und Getränke, Getränke, Getränke. Natürlich keinen Alkohol, wir haben noch einiges vor am Nachmittag.
Romantisches Städtchen zum Rasten und Auffüllen der Tanks.

Romantisches Städtchen zum Rasten und Auffüllen der Tanks.

Chris entschuldigt sich plötzlich und macht ein 15-minütiges Nickerchen am Tisch. Oldo und ich unterhalten uns, lachen viel. Schließlich müssen wir unsere müden Knochen wieder aufraffen. Es geht weiter. Und zwar gleich mit einer anständigen 21%-igen Steigung. Die Vorausschau der Bedienung in unserem Restaurant, was die Steigungen im kommenden Streckenabschnitt betrifft, verheißt nichts Gutes. Aber wider Erwarten kommt alles gar nicht so schlimm. Es geht gut voran und wir nähern uns Pisek. Oldo sagt, dass es vor der Stadt ein paar Kilometer bergab geht. Vorher halte ich an einer Tankstelle und kaufe mir kalte und süße Getränke. Aber die Limo tut nicht so gut wie sie schmeckt. Jedoch die Lust auf Kohlenhydrate lässt mich zu Zuckerhaltigem greifen. Auf der Strecke treffe ich Christian, der ebenfalls an einer Raststätte noch etwas zu sich nehmen möchte. Oldo ist weit voraus und wir verabreden uns im Zentrum von Pisek. Nun, es geht wirklich ordentlich runter in die Stadt, es macht Spaß, das zu fahren. Ich orientiere mich an den Hinweisschildern, die ins Zentrum führen.

Abendliche Stimmung im Zielort Pisek.

Abendliche Stimmung im Zielort Pisek.

Pisek am Abend - der Blick von unserem Hotel aus die Straße hinunter.

Pisek am Abend – der Blick von unserem Hotel aus die Straße hinunter.


Leider finde ich die beiden nicht auf Anhieb. Ich gelange in einen etwas düster anmutenden Park, gesäumt von vielen Bäumen, einigen Skulpturen und Kneipen, auf deren Terrassenbereichen sich eine Menge Menschen aufhalten. Aber meine Freunde sind weit und breit nicht zu sehen. Erst ein Telefonat gibt mir einen etwaigen Eindruck, wo sich die beiden aufhalten. Ich setze meinen inneren Kompass in Betrieb und begebe mich in die anvisierte Richtung. Und kaum ein paar Minuten später begegnet mir Oldo. Krischan kommt auch gleich nach. Wir befinden uns auf dem offensichtlichen Hauptplatz Piseks. Hier findet aber kein Leben statt. Wir gehen in eine Gasse und steuern das Hotel auf der rechten Seite an. Oldo und Chris gehen ins Innere während ich erschöpft draußen auf einen Stuhl einer Holzterrasse falle und auf Ergebnisse warte.
Die beiden berichten, dass das Zimmer nicht nur schön sondern auch bezahlbar sei. Wir entscheiden uns, gleich hier und jetzt einzuchecken.

Nach Mani- und Pediküre finden wir uns im hoteleigenen Restaurant ein. Das etwas schleppend vonstatten gehende Bedienen macht unseren Hunger und Durst nicht kleiner. Aber schließlich entschließt sich der Koch gutmütigerweise, uns noch mit Essbarem zu versorgen. Ich esse köstliche Spaghetti. Oldo ist wenig begeistert vom Bier. Es schmeckt wirklich etwas gewöhnungsbedürftig, aber letztendlich sind wir sehr müde. Zu müde, um noch in die Stadt nach etwas anderem Ausschau zu halten, um noch an ein wahrlich süffiges Bier zu gelangen.

Morgen steht die letzte Etappe unserer Reise an. Und zur Vorbereitung begeben wir uns gegen 24:00 Uhr in die Falle.

Die Statistik: reine Fahrzeit: 07:51:06 h
Strecke: 138, 31 km
Höhenmeter: 1860 m

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10.Etappe von Pisek zurück nach Velhartice

Völlig ausgeruht stehen wir wach im sonnendurchfluteten Zimmer. Die Morgensonne war schon gegen 07:00 Uhr längst über das Dach des gegenüberliegenden Hauses geklettert und hat uns mit ihren warmen Strahlen sanft geweckt.

Die  Morgensonne mit ihrer geradezu aggressiven Wärme weckt uns schon früh.

Die Morgensonne mit ihrer geradezu aggressiven Wärme weckt uns schon früh.

Nach der Morgentoilette gehen wir runter zum Frühstücken. Der Frühstückssaal ist übervölkert mit Japanern. Natürlich auf der Durchreise. Das Frühstück mundet vorzüglich, es ein breites Spektrum an Wahlmöglichkeiten vorhanden.

Pisek am Morgen. Wir brechen auf zur letzten Etappe.

Pisek am Morgen. Wir brechen auf zur letzten Etappe.

Unser Freund von Autogrammjägern umringt. Wir können ihn gerade noch loseisen von seinen Groupies.

Unser Freund von Autogrammjägern umringt. Wir können ihn gerade noch loseisen von seinen Groupies.


Nach dem Auschecken fahren wir noch kurz durchs Zentrum, halten an einem Infopoint. Oldo möchte sich noch über den besten Radweg in Richtung Velhartice kundig machen. Wir fahren den Flussradweg aus der Stadt und bleiben zunächst auch am Wasser. Allerdings stellt sich heraus, dass der Radweg immer wieder abwechselnd vom Fluss weg- und dann wieder hinführt. Wir sind ungeduldig und sehnen uns nach Velhartice.
Wie sie alle heißen, die Hitler, Husseins oder Putins in dieser Welt. Ihr sonnengottgleiches Gehabe ist sowieso nur auf Sand gebaut.

Wie sie alle heißen, die Hitler, Husseins oder Putins in dieser Welt. Ihr sonnengottgleiches Gehabe ist sowieso nur auf Sand gebaut.

Kunst zu Wasser zu Lande und in der Luft - das alles in Tschechien.

Kunst zu Wasser zu Lande und in der Luft – das alles in Tschechien.


Da auch hier die Straßen kaum von Autos befahren sind, bleiben wir fortan auf der Landstraße. Ich erwarte extreme Steigungen, aber nichts passiert. Die letzte Etappe verläuft geradezu sanft im Gegensatz zu den Torturen der vergangenen Woche.
Pisek - Romantik in direktem Kontakt mit Moderne.

Pisek – Romantik in direktem Kontakt mit Moderne.

Verankerter Glaube in einem ehemals kommunistischem Land.

Verankerter Glaube in einem ehemals kommunistischem Land.


Geschätzt haben wir heute noch ca. 90 Kilometer zurückzulegen. Es geht gut voran und plötzlich erkennen wir bekannte Landschaften. Zunächst ist es die Otawa, dann die Ostruzná, die vor meinem Antlitz erscheinen. Die Ostruzná, der kleine Fluss, der uns die ersten Kilometer auf unserem Trip schon begleitet hat. Meine geliebte Brombeere.
Impressionen aus Böhmen.

Impressionen aus Böhmen.

Golfbana. Muss ich zu diesem Spiel, dass außer in  Deutschland anscheinend in ganz Europa mit diesen überdimensionalen Bällen gespielt wird, noch ein Wort verlieren????

Golfbana. Muss ich zu diesem Spiel, dass außer in Deutschland anscheinend in ganz Europa mit diesen überdimensionalen Bällen gespielt wird, noch ein Wort verlieren????


In Susice machen wir einen letzten Halt um uns an einer Tankstelle mit Kräuterkola („Kofola“) zu stärken. Dann geht es den letzten Abschnitt hinauf nach Velhartice. Teilweise in der Sonne, teilweise durch schattige und kühle Wälder. Schneller als ich es erwartet habe, erscheinen die ersten Häuser von Velhartice vor meinen Augen. Wir sind irgendwie erleichtert. Es ist schön, wieder anzukommen. Oldo fährt voraus, denn er möchte uns die versprochene Kneipe nicht vorenthalten. Sie stellt sich als beliebtes und belebtes Ausflugsziel an diesem Sonntagnachmittag für Radler und Motorradler heraus. Gegen 15 Uhr sind fast alle Plätze in dem gemütlichen Innenhof besetzt.
Heimat in Sicht - mein geliebter Brombeerfluss, der uns nach Velhartice führen wird.

Heimat in Sicht – mein geliebter Brombeerfluss, der uns nach Velhartice führen wird.

Das SIND böhmische Dörfer!

Das SIND böhmische Dörfer!


Wir finden allerdings noch eine freie Bank unter einem Sonnenschirm. Leider hat die Küche nur noch begrenzte Kapazitäten an lukullischen Vorräten, so dass wir uns mit wenig Auswahl zufrieden geben müssen. Das ist gar nicht weiter schlimm. Ich bin froh am Ziel unserer Reise zu sein und geniesse ein nicht all zu üppiges Mahl, eine Putenschnitzel gegrillt mit Kartoffeln.
Sieht so ein Mann aus, der in einer Woche bei 40 Grad Hitze 1000 Fahrradkilometer zurückgelegt hat.....???

Sieht so ein Mann aus, der in einer Woche bei 40 Grad Hitze 1000 Fahrradkilometer zurückgelegt hat…..???

.....ja, das ist der Mann, der all dies getan hat mit dem Blick auf diese Option!!

…..ja, das ist der Mann, der all dies getan hat mit dem Blick auf diese Option!!


Ein Freund von Oldo kommt zu uns an den Tisch. Er lädt uns für den frühen Abend noch zum Grillen ein. Ich lehne dankend ab. Wie so oft auf meinen Reisen mit Christian trennen sich am Ende unsere Wege. Ich fahre mit dem Auto von Christian nach Hause. Krischan besucht mit dem Rad noch einen Freund irgendwo in Niederbayern und hat vor, im Laufe des Dienstags zu Hause anzukommen. Zwei Tage später fliegt er mit seiner Familie für vier Wochen nach Australien, da möchte er sich vorher noch mal richtig auspowern.
Wir hätten es natürlich auch schöner haben können. Reisen mit Motorunterstützung.

Wir hätten es natürlich auch schöner haben können. Reisen mit Motorunterstützung.


In guter Stimmung bezahlen wir und brechen auf zum Haus von Oldo. Überrascht stellen wir fest, dass sich über unserem Sonnenschirm auf der Terrasse des Lokals die Sonne den Rückzug angetreten hat. Grau schimmernde Wolken begleiten uns. Es ist diesig und schwül geworden.

Vor dem Haus machen wir noch ein paar Abschiedsfotos mit dem Selbstauslöser und flachsen noch ein wenig herum. Innerhalb von Minuten frischt der Wind auf und ein Unwetter zieht auf. Ich bringe gerade noch meine Sachen und Fahrrad im Krischans Auto unter, als es auch schon lostobt. Ich springe rein und verabschiede mich rasch von meinen Freunden. Die ersten 20 Minuten auf der Heimfahrt durch den Böhmerwald habe ich mit Starkregen und vielen Ästen und Zweigen auf den Straßen zu kämpfen.

Abschiedsfoto am Sonntagnachmittag in Velhartice: geschafft aber glücklich.

Abschiedsfoto am Sonntagnachmittag in Velhartice: geschafft aber glücklich.


Als ich allerdings die deutsche Grenze erreiche, schimmert die Sonne schon wieder vom Abendhimmel. In Deggendorf mache ich Pause, betanke mein Auto und esse noch etwas, ehe ich dann am Abend wohlbehalten zu Hause ankomme.
Eine Reise mit extremen körperlichen Belastungen ist zu Ende gegangen. Es war wundervoll die Tage mit meinen Freunden zu verbringen, die körperlichen Herausforderungen anzunehmen und sich gegenseitig Mut zu machen, einfach auch in Zeiten der Erschöpfung weiter zu machen.

Ich freue mich also schon heute auf unsere nächste Reise in 2014, auf der hoffentlich auch unser tschechischer Freund Oldino wieder an Board ist.

Wenn es nicht so viele Höhenmeter werden und es nicht ganz so heiß ist in 2014, ist das aber vollkommen ok. Ich bin gespannt, wohin uns die Reise dann führt.

Für die Statistiker: reine Fahrzeit: 04:17:42 h
Strecke: 80,91 km
Höhenmeter: 716

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Prolog

Nun ist es also bald soweit. Die Vorbereitungen liegen in den letzten Zügen. Ziel ist es natürlich, so wenig Arbeit damit wie möglich zu haben, was gleichbedeutend sein könnte, wieviel Gepäck ich dabei habe.

Selbstverständlich ist dieses Jahr auch das Ziel, ganz wenig Gewicht mitzuschleppen. Ein Tablet bringt 1 Kilogramm statt des Laptops, den ich in den vergangenen Jahren mitgenommen habe.

Ich werde Klamotten für jeweils vier Tage mit an Board haben: vier Unterhosen, vier Paar Socken, vier Funktionshemden, zwei kurze Hosen, ein Paar Schuhe und Badeschlappen, eine lange leichte Hose für den Abend.

Schwer am Überlegen bin ich, ob die Regenjacke, die ich mir vor zwei Jahren in Schweden gekauft habe – der geneigte Leser erinnert sich bestimmt -auf diese Reise überhaupt mitnehmen soll. Die Tendenz geht zu „Nein“.

Der Wetterbericht bei wetter.com zeigt im 16-Tage-Trend für Tschechien und Polen keinen Regen bis 6. August, fast ausschließlich Sonne und teilweise extreme Temperaturen von über 30 Grad. Da ist es eher sinnvoll, sich noch einen Wassertank in Rucksackform mit Wasserschlauch zum Mund zuzulegen. Vor allem bei Steigungen, die wir sicherlich auch im größeren Stil zu bewältigen haben, ist ein solches Utensil geradezu unerlässlich, um während der Fahrt bei Kräften zu bleiben. Dazu noch Magnesium und Calzium-Tabletten, damit die Muskeln nicht schlapp machen.

Dann kommt hinzu der Fotoapparat mit den Akkus, Handy, die Aufteilung des Pannenwerkzeuges steht noch an. Ich werde in einem Telefonat mit Krischan heute Abend noch ein paar Fragen hierzu erörtern..

Entscheidend scheint mir allerdings, dass ich selbst einige Kilos mehr als im letzten Jahr auf die Waage bringe. Subjektiv merkt man das weniger und konzentriert sich deshalb auf die Last auf dem Gepäckträger. Objektiv betrachtet ist dies Unsinn, und eine Fastenkur würde diesbezüglich wohl mehr bringen.

In einer Mail von Oldo, unserem Dritten Mann, teilt mir dieser heute mit, dass er den Teil der Reise durch Tschechien bereits vorbereitet hat. Er bittet uns auf jeden Fall noch, soweit vorhanden, Kartenmaterial zu Polen mitzubringen. Dazu finde ich eine Beschreibung, wie wir sein Haus im Böhmerwald finden können.

Ich befinde mich während des Schreibens dieser Zeilen bei einem Besuch von meinem Sohn in Duisburg. Da ich erst am Dienstag spät abends heimkehre, bleibt – zum Glück – kaum Zeit VIEL zu packen.

Bis die Tage

Euer Markus

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1.Etappe: Von Bayern nach Berlin

Heute geht es also los. Nachdem ich vorgestern und gestern jeweils bis spät in die Nacht die letzten Vorbereitungen getroffen habe, wozu natürlich auch gehört, Überweisungen zu tätigen, das Bad und die Schlafstube zu putzen, sowie lästigen Bürokram zu erledigen, damit das Heimkommen nach einer anstrengenden Radtour zum Vergnügen werden kann, weil ich nicht schon wieder hinlangen muss, um mich wohl zu fühlen.

Auch mein Fahrrad wurde noch mal einer

Rad am Start

Generalwäsche unterzogen, so dass es nun wieder von allen Seiten blitzt.

Das Aufwachen fällt mir ein wenig schwer nach sechs Stunden Schlaf, aber ein Blick aus dem Fenster bringt mich sofort auf Vordermann. Die Sonne geht schon auf, ein Schritt auf dem Balkon lässt auch angenehme Temperaturen erhoffen. Ich gieße noch schnell meine Pflanzen, achte, dass alles dabei ist und schwinge mich um Punkt 7:46 Uhr auf´s voll bepackte Rad. Weiterlesen

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2. Etappe: von Rheinsberg nach Wolgast

Heute Morgen war es ein etwas zähes Erwachen. Wir hatten gestern noch Kontakt mit der Gaststube, einer sehr redseligen Bedienung und ebensolchen Dauergästen aus der Nähe von Berlin gemacht. Es war die gleiche Bedienung, die bei unserer Anfrage nach dem Zimmer noch besonders reserviert bis unfreundlich gewesen war.

Moor

Später war sie plötzlich gut gelaunt, erzählte, wer ihr Lieblingsfußballverein sei und der ihres Sohnes, der leider dem FC Bayern leidenschaftlich verbunden sei, wohingegen sie den BVB bevorzuge. Sicher natürlich wegen dem Frauenschwarm Kloppo. Wir gingen jedenfalls in Frieden auseinander. Ich freute mich nach dem langen Tag auf das Bett.

Das Frühstücksbüffet ist gut sortiert, ich lasse die Wurst links liegen und labe mich an Vollkornbrot, Käse und Obst. Dann versuche ich noch verzweifelt mit Weiterlesen

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3. Etappe: von Wolgast nach Rewal in Polen

Gestern war ein wichtiger Abend in der mittlerweile siebenjährigen Geschichte der gemeinsamen Radreisen mit Christian. Wir haben nämlich festgestellt: wir gehen auf die Fünfzig zu und auch an uns geht das Klimakterium nicht spurlos vorüber.

Metallkunst an der Straße nach Zempin

Deshalb ist hier auch nur eine mögliche Konsequenz zu ziehen: unser Radreiseverhalten muss sich grundlegend ändern. Weg vom Kilometerfressstress, hin zu einer gemütlicheren Herangehensweise, verbunden mit mehr Zeit für Land und Leute, Zeit zum relaxen und entspannen der Körper. In diesem Sinne haben wir gestern im „Speicher“ uns geeinigt, dass wir den heutigen Tag ganz sachte angehen und uns bei ca. 80 Kilometern Tagesleistung einpendeln werden. Weiterlesen

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4. Etappe: von Rewal nach Wejberow

Heute Morgen gibt es in unserer Unterkunft kein Frühstück. Als wir gegen 8 Uhr erwachen, spüren wir zwar mit dem ersten Schritt die Strapazen der vergangenen Tage in den Oberschenkeln, unser beider Augenpaare sind eng und verkrustet. Jeder von uns

Stadtplatz von Trzebiatow

könnte noch ein paar Stunden liegen bleiben. Aber wir raffen uns auf, schließlich scheint die Sonne und es ist Sonntag in Polen. Die Kirchenglocken läuten von draußen in unsere Stube, die sauber ist. Allerdings fehlten gestern die Handtücher und so Kleinigkeiten wie Klopapier. Unsere netten Vermieter rechneten wohl am Abend zuvor nicht mehr mit uns späten Gästen. Weiterlesen

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5. Etappe: von Wejberow nach Danzig

Unser erklärtes Ziel Danzig liegt vor unserer Nase, als wir morgens um 08:15h aufstehen und uns zum Frühstücksbüffet begeben. Es ist sonnig an diesem Tag und wir sind die einzigen Gäste, die um diese Zeit das Frühstück einnehmen.

Mal wieder auf der Autobahn

Es ist annehmbar und danach macht sich Christian auf in die Stadt, um noch ein paar Eindrücke zu verfestigen, die wir gestern Abend schon bei unserem Nachtspaziergang auf der Suche nach einer Kneipe hatten, nämlich, dass es sich bei Wejberow um ein ganz hübsche Stadt mit netten Plätzen und schönen Gebäuden handelt.

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